Ukrainisch

Die ukrainische Sprache, in der eigenen Bezeichnung „ukrajins’ka mova“ und manchmal auch ruthenische Sprache genannt, zählt ebenso wie Russisch und Weißrussisch zur Gruppe der ostslawischen Sprachen. Da das Ukrainische eine sehr angenehme und melodische Sprache ist, hört man auch häufiger als Bezeichnung „melodische Sprache“. Es ist die Muttersprache von rund 40 Mio. Menschen weltweit, und wird auch von vielen Nicht-Ukrainern als Zweit-Sprache gesprochen. Damit ist Ukrainisch die drittgrößte slawische Sprache und die alleinige Amtssprache in der Ukraine. Traditionell ist die Sprache der Ukraine in sehr viele verschiedene Dialekte gesplittet, die man jedoch grundsätzlich in 3 geographische Hauptgruppen gliedern kann: die süd-westlichen, die süd-östlichen sowie die nördlichen Dialekte. Die Dialekte des Süd-Ostens bildeten auch die Grundlage für die heutige Schriftsprache der Ukraine.

Schrift

Auch wenn Ukrainisch ebenfalls das kyrillische Alphabet benutzt, so weicht die ukrainische Form des kyrillischen Alphabetes doch in ein paar Buchstaben von der russischen Version ab. Das ukrainische Alphabet besteht aus 33 Buchstaben und hat einige, in der russischen Sprache nicht vorkommende Konsonanten und Vokale. So hat die ukrainische Sprache zum Beispiel einen „speziellen“ Buchstaben Ï ï, und auch der Satzbau und die Bildung der Worte weicht von denen der russischen Sprache ab.

Historie

Das ukrainisch-weißrussische Grenzgebiet (Polesien) gilt als ein mögliches Ursprungsgebiet der Slawen insgesamt. Ostslawische Stämme wie Poljanen, Drewljanen,Sewerjanen, Wolhynier und Tiwerzen bewohnten im Frühmittelalter das Gebiet der Ukraine und verschmolzen zusammen mit anderen Ostslawen zur altrussischen Ethnie derKiewer Rus. Als diese infolge der Mongoleninvasion zerfiel, gelangten ihre westlichen Gebiete in die Einflusszone des Großfürstentums Litauen und später Polens. Dies verursachte sprachliche und kulturelle Unterschiede zwischen den Ostslawen, wobei die Übergänge bis ins 20. Jahrhundert geographisch sehr fließend blieben. Über die ukrainischen Kosaken, die in der südlichen Steppe am Dnepr lebten, nahm die ukrainische Nationalkleidung und Sprache auch turktatarische Elemente auf. Dennoch bewahrte der Großteil der Ukrainer den orthodoxen Glauben durch seine Zugehörigkeit zuerst zur autonomen Kiewer Metropolie des Konstantinopoler Patriarchates und ab dem Jahre 1686 zur Russisch-Orthodoxen Kirche. Im Westteil des ukrainischen Siedlungsgebiets traten jedoch große Bevölkerungsteile infolge des polnischen Druckes zumkatholischen Glauben des byzantinischen Ritus über.

Im späten 18. Jahrhundert expandierte infolge der russischen Siege über die Osmanen der Siedlungsraum der Ukrainer, genau wie der der Russen, bis an das Schwarze Meer, wobei die ukrainischen Kosaken als Ausgleich für die Aufhebung ihrer Autonomie auch neue Gebiete im Krasnodar- und Stawropol-Gebiet besiedeln durften. Ein ukrainischer kultureller und sprachlicher Einschlag ist in diesen südrussischen Gebieten noch heute spürbar.

Ruthenien

Die Selbstbezeichnung der sozialen Elite in Wirtschaft, Bildung und Verwaltung blieb bis ins 19. Jahrhundert Russen bzw. Ruthenen (русини), während die bäuerliche Mehrheitsbevölkerung vor allem im russischen Teil in ihrer Identität regional und religiös bestimmt war. Von kirchlicher und offizieller Seite wurden die Bewohner der Ukraine im Russischen Reich Kleinrussen (малороссы) genannt, da dort eine Konzeption der drei Zweige des russischen Volkes (Großrussen, Kleinrussen und Weißrussen) vorherrschte.

Nationalbewegung

Im Zuge des romantischen Nationalismus des 19. Jahrhunderts entwickelte sich vor allem im österreichisch beherrschten Galizien eine Konzeption der Eigenständigkeit des ukrainischen Volkes, die von Wien als Gegengewicht gegen den polnischen Adel gefördert wurde und breitere Schichten der Bevölkerung umfasste. Nach und nach konnten die ukrainischen Intellektuellen eine standardisierte Literatursprache erschaffen, die Unterschiede zum Russischen aufwies. Auch das Wort Ukrainer, in den vergangenen Jahrhunderten in der Bedeutung „Bewohner des Grenzgebiets“, begann sich als neues Ethnonym durchzusetzen. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges dauerte der Identitätsstreit in den Reihen der gespaltenen ukrainischen Bildungselite, deren Teile die Ukrainer als eine Gruppe des gesamtrussischen Volkes betrachteten, während andere Teile die Eigenständigkeit hervorhoben. In Galizien verschwand schließlich die prorussische kulturelle Bewegung durch österreichische Repressalien oder durch Abwanderung mit der zurückweichenden russischen Armee im Ersten Weltkrieg. Nach der Oktoberrevolution 1917 wurde in den anderen Gebieten der Ukraine der Kulturkampf schließlich durch die Bolschewiki beendet, die im Rahmen ihrer frühen Nationalitätenpolitik die Ukrainer als ein eigenständiges Volk definierten.

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