Aramäisch
Die aramäische Sprache gehört zum nordwestlichen Zweig der semitischen Sprachen, die ein Zweig der afro-asiatischen Sprachfamilie sind. Das Aramäische ist mit dem Hebräischen eng verwandt. Außerdem ist Aramäisch nach Chinesisch und Griechisch die älteste noch gesprochene Schriftsprache der Welt.
Geschichte
Die bisher bekannten ältesten Zeugnisse des Aramäischen stammen aus dem 10. oder 9. Jh. v. Chr. Bereits in assyrischer Zeit kam dem Aramäischen als internationaler Handels- und Diplomatiesprache große Bedeutung zu. Neuassyrische Reliefs zeigen nebeneinander Schreiber, die mit einem Griffel auf Tontafeln schreiben, sich also vermutlich der akkadischen Sprache bedienten, und Schreiber mit Schriftrollen, die aramäische Texte verfassen. Aramäische Inschriften des 7. Jh. sind zum Beispiel aus Zincirli und Nerab in Nordsyrien/Südostanatolien bekannt.
Im mehrsprachigen Perserreich wurde Aramäisch unter den Achämeniden zu einer der offiziellen Reichssprachen („Reichsaramäisch“); es war von Kleinasien und Ägypten bis zum Indus verbreitet. Die immer größer werdende Bedeutung spiegelt sich auch im Alten Testament wieder, wo einige Textpassagen in aramäischer Sprache verfasst sind. Da das Hebräische in der 2. Hälfte des 1. Jt. v. Chr. Zeit die Schriftzeichen des Aramäischen übernommen hat (sog. Quadratschrift), werden innerhalb des Judentums heute beide Sprachen in derselben Schrift mit 22 Konsonantenzeichen geschrieben. Andere Dialekte wie das Palmyrenische, Nabatäische, Syrische etc. entwickelten eigene Schriftformen.
Zur Zeit von Jesus wurde in Palästina überwiegend aramäisch gesprochen, und aramäische Wendungen innerhalb des griechischen Neuen Testaments, z.B. Abba (eine Anrede Gottes im Gebet (aramäisch: „Lieber Vater“), Pascha, Hosanna, zeigen, dass Aramäisch auch die Sprache Jesu war. Da in der rabbinischen Literatur das Wort ‚aramäisch‘ aber mit heidnisch gleichgesetzt war, bezeichnete man die Sprache lieber als „syrisch“.
Aus Teima in Arabien sind aramäische Inschriften bekannt, die um 500 v. Chr. datieren.
Mit der Ausbreitung des Islam wurde das Aramäische zunehmend vom Arabischen zurückgedrängt; heute wird es in Form des Neu-Aramäischen in verschiedenen Dialekten nur noch in einigen Dörfern im Libanon, in der Türkei, in Syrien, im Irak und im Iran, meist von Christen, gesprochen. Die Anzahl der aramäisch-sprachigen Menschen in Syrien wird mit rund 5000 angegeben.
Sprachen
Sprachen, die aus dem Alt- und Mittel-Aramäischen hervorgegangen sind, werden heute von ca. 7 Millionen Menschen gesprochen, die vornehmlich in Australien, in den USA, in Kanada, in Brasilien, in Argentinien, in Mexiko, im Libanon, in Jordanien, in Syrien, im Irak und in Europa leben.